So geht Payroll
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„Ich möchte zurück in die gesetzliche Krankenversicherung.“ Diese Anfrage erhalten Personalabteilungen immer wieder von meist älteren Beschäftigten mit privater Krankenversicherung. Doch so einfach ist der Wechsel nicht, die Hürden sind hoch und in manchen Fällen unüberwindbar. Gemeinsam mit dem Sozialversicherungsexperten Stephan Timper schauen Kai und Markus auf die Fallstricke und Irrtümer zu diesem komplexen Thema.
Weil es knallt. Die Beiträge zur privaten Krankenversicherung (PKV) explodieren, vermeintlich gerade im Alter. Gleichzeitig steigen die Lebenshaltungskosten, die Rente reicht oft nicht, und viele merken: Ich hab zwar eine schicke Versicherung, aber eher keinen Plan, wie ich das dauerhaft bezahlen soll. Also beginnt die Suche nach Alternativen – und da kommt man schnell bei genau dieser Frage an.
Realistisch ist es für einen Teil der Leute, für viele aber eben nicht. Die Rückkehr in die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) ist an klare gesetzliche Voraussetzungen gebunden. Wer sich da auf YouTube-Videos oder Forenbeiträge verlässt, erlebt oft ein böses Erwachen. Im schlimmsten Fall wird der Wechsel rückabgewickelt – mit saftigen Nachzahlungen.
Wer unter 55 Jahre alt ist und angestellt, hat eine Chance. Wenn das Bruttoeinkommen unter die Jahresarbeitsentgeltgrenze rutscht, wird man automatisch wieder versicherungspflichtig und dann ist ein Wechsel in die GKV möglich.
Für Selbstständige ist der Weg steiler. Die müssen ihre Selbstständigkeit komplett aufgeben und in ein sozialversicherungspflichtiges Angestelltenverhältnis wechseln.
Ziemlich. Ab 55 ist ein Wechsel in der Regel ausgeschlossen. Es gibt Ausnahmen, zum Beispiel über die Familienversicherung des Ehepartners, wenn man kaum eigenes Einkommen hat. Oder durch einen Wohnsitzwechsel in ein EU-Land mit einem GKV-ähnlichen System. Aber das sind Spezialfälle.
Nicht pauschal. Entscheidend ist, ob man in die Krankenversicherung der Rentner kommt, kurz KVdR. Dafür muss man in der zweiten Hälfte des Erwerbslebens zu 90 Prozent gesetzlich versichert gewesen sein. Wer das nicht erfüllt, wird freiwilliges Mitglied in der GKV. Dann sind nicht nur Beiträge auf die gesetzliche Rente fällig, sondern auch auf Kapitalerträge und andere Einkünfte. Das geht schnell über 1.100 Euro im Monat hinaus – und ab 2026 kann es aufgrund der deutlichen Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze und der Zusatzbeiträge noch teurer werden.
Foto: Erstellt mit Midjourney.
Richtig. Viele stellen sich das zu rosig vor. In der GKV bekommt man eben nicht dieselbe Behandlung wie mit einem guten PKV-Tarif. Und ausgerechnet im Alter, wenn man medizinisch mehr braucht, spürt man das deutlich.
Zuerst einmal gilt es, nüchtern die Fakten zu checken. Was kostet meine PKV aktuell? Wie entwickeln sich die Beiträge? Was fällt im Alter weg? Und was verliere ich an Leistungen, wenn ich rausgehe? Danach empfiehlt sich eine Beratung bei der GKV. Die geben klare Auskunft, was geht – und was nicht.
Außerdem sollte man Alternativen prüfen. Ein interner Tarifwechsel oder eine gezielte Beitragsoptimierung innerhalb der PKV kann oft die bessere Lösung sein.
Steuerberater sind oft die ersten, die das Thema durch ihre Mandanten auf den Tisch bekommen. Aber viele stoßen bei Krankenversicherungsfragen an ihre Grenzen. Genau hier entstehen neue Chancen für eine sinnvolle Zusammenarbeit mit Experten für Sozialversicherung, etwa über gemeinsame Beratungsangebote. Steuerberater müssen das Thema nicht allein lösen, aber sie sollten wissen, an wen sie verweisen können.
Keine Schnellschüsse. Erst rechnen, dann entscheiden. Der Rückweg in die GKV ist kein Allheilmittel. Wer es richtig macht, kann profitieren. Wer es falsch macht, zahlt doppelt – finanziell und mit Blick auf die Versorgung.
→ Prüfen, ob das Bruttoeinkommen unter die aktuelle Jahresarbeitsentgeltgrenze (2025: 73.800 €) fällt.
Ja: Versicherungspflicht tritt ein → GKV wird möglich.
Nein: Du bleibst PKV-versichert.
→ Nur Rückkehr möglich, wenn du deine Selbstständigkeit komplett aufgibst und ein sozialversicherungspflichtiges Angestelltenverhältnis aufnimmst.
→ Rückkehr nur in Sonderfällen:
→ Rechne deine Versicherungszeiten in der zweiten Hälfte deines Erwerbslebens aus.
Mindestens 90 Prozent müssen gesetzlich versichert sein
Erfüllt? → Glück gehabt, dann bist du später pflichtversichert in der GKV
Nicht erfüllt? → Freiwillige GKV-Mitgliedschaft mit Beiträgen auf alle Einkünfte (auch Miete, Kapitalerträge etc.)
Kurz gesagt
Der Weg zurück in die gesetzliche Krankenversicherung ist machbar – aber nur für wenige. Wer clever ist, prüft alle Optionen und holt sich frühzeitig fachlichen Rat.
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ÜBER DIE AUTORIN

Sina Schmidt
Sina ist Steuerberaterin und berät Mandanten zu komplexen steuerlichen Fragestellungen.
Doch das ist noch nicht alles, denn sie leitet auch ein Lohnservice-Team und ist der Payroll stark verbunden. Diese seltene Kombination macht sie zu einer wertvollen Ansprechpartnerin.
Durch ihre Expertise verbindet sie Steuerberatung und Payroll-Wissen zu einer ganzheitlichen Beratungsleistung. Sina arbeitet bei LPJ - Tax Law Transformation.
ÜBER DIE AUTORIN

Dr. Michaela Felisiak
ÜBER DEN AUTOR

Dr. Dominik Sorber
Dominik ist Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht bei POELLATH + Partners.
Er berät deutsche und internationale Unternehmen in allen Bereichen des Individual- und Kollektivarbeitsrechts.
Ferner ist er Autor zahlreicher fachlicher Aufsätze und tritt als Referent bei Fachkonferenzen auf. Zudem engagiert er sich als Experte für innovative Mandantenberatung in den Bereichen Arbeitsrecht und Beschäftigtendatenschutz.
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Stephan Timper
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Martin Stolzenburg | Mister bAV®
Martin hat sich Ende der 1990er Jahre auf die betriebliche Altersvorsorge spezialisiert und ist heute als „Mr. bAV®“ bekannt.
Er berät seit fast 30 Jahren Unternehmen und ihre Beschäftigten zur bAV und kann als unabhängiger Makler in die jeweilige bAV-Historie einsteigen sowie anschließend alte und neue Verträge gleichermaßen betreuen.
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Markus Matt
Markus ist HR-Fachjournalist und Dipl. Betriebswirt. Er ist seit 25 Jahren in der deutschen Personalszene unterwegs und hat die Branche aus verschiedenen Blickwinkeln kennengelernt, nahezu durchgängig mit einem klaren Fokus auf die Welt der Entgeltabrechnung.
Mehr als Jahrzehnt war er Chefredakteur eines HR-Fachmagazins- Außerdem hat er sich einen Namen als Autor, Moderator und Podcaster gemacht. Markus ist Inhaber einer Unternehmensberatung.
ÜBER DEN AUTOR

Kai Fröhling
Kai ist ein erfahrener Payroll-Experte und Fachdozent mit Schwerpunkt. Als PAYROLL KOLLEGE® betreibt er einen YouTube-Kanal und zudem gemeinsam mit Markus den Podcast „So geht Payroll“, auf dem er komplexe Themen der Gehaltsabrechnung verständlich erklärt.
Der gelernte Konditor und Bürokaufmann entdeckte vor rund 10 Jahren seine Leidenschaft für die Entgeltabrechnung, die ihn nie wieder losließ. Seine Mission ist: „Dinge einfach machen!“

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