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Payroll-Helden 2030

Payroll-Helden 2030

Foto:  Erstellt mit Midjourney.

Debatte:

Wir diskutieren aktuelle Themen


Heute:

Was kommt auf unsere Branche zu?

Kai und Markus im Streitgespräch: Wie viel Technik, Haltung und Gesetz braucht moderne Payroll?

Kai: Markus, ich sag’s dir ganz ehrlich – dieser neue „Payroller 2030“-Hype? Ich weiß nicht. Klingt, als müsste man morgen schon Abrechnungs-Superheld mit Legal-Zertifikat und Data-Wizard-Ausbildung sein. Früher war’s auch mal okay, einfach Lohn korrekt zu machen.

Markus: Ja, und heute reicht das eben nicht mehr. Wenn du heute einen U1-Antrag stellst, willst du doch auch wissen, ob das richtig im System angestoßen wird, wie es sich auf die SV-Meldung auswirkt und ob der AAG-Prozess richtig durchläuft. Und das ohne drei Tage Rückfrage beim externen Dienstleister.

Kai: Klar, aber was mich nervt: Diese Idealisierung. Payroller sollen inzwischen Reports bauen, Prozesskosten berechnen, Fehlermeldungen deuten und gleichzeitig im Personalgespräch Empathie versprühen. Kein Mensch kann alles gleichzeitig.

Markus: Doch, gute Payroller schon. Die denken eben nicht nur in Brutto-Netto, sondern in End-to-End-Prozessen. Die wissen, warum eine Lohnart falsch parametrisiert wurde. Die sehen im Auditbericht sofort: Da passt was nicht bei den SV-Schlüsseln oder bei den Steuerkennzeichen. Das ist kein Hexenwerk – das ist Know-how.

Kai: Know-how, ja. Aber mit Maß. Ich hab neulich eine Stellenanzeige gesehen: Gesucht wurde ein Payroller mit Erfahrung in führenden Systemen,  DMS-Workflows, internationalem Steuerrecht, gern mit Business-Intelligence (BI)-Kenntnissen und Change-Management-Background. Und das bei 52k Jahresgehalt. Da fall ich doch vom Glauben ab.

Markus: Da geb ich dir recht – Wertschätzung ist das A und O. Aber die Anforderungen sind nicht übertrieben. Wer heute weiß, wie man Abrechnungsvorfälle systemisch abbildet, wie Abgrenzungsbuchungen in die Finanzschnittstelle wandern oder wie der SV-Monatsabschluss sich auf den Cashflow auswirkt, ist Gold wert.

Kai: Und doch bleibt’s dabei: Payroll lebt von Basics. Ein gut geführter Zeitwirtschaftskalender, saubere Entgelttypen-Logik, korrekte ELStAM-Übernahme – das sind die Dinge, die hinten raus verhindern, dass es kracht. Die Software kann helfen, aber sie denkt nicht mit.

Markus: Deswegen sag ich ja: Der Payroller 2030 braucht beides – Softwareverstand und Regel-Exzellenz. Die Technik macht schneller, klar. Aber die Entscheidung, ob eine Einmalzahlung SV-pflichtig ist oder nicht, kann dir keine KI abnehmen. Da brauchst du Menschen mit Weitblick – und Lust auf Tiefe.

Kai: Das unterschreib ich. Ich finde nur, wir sollten aufpassen, dass wir nicht ein Profil schaffen, das Leute eher abschreckt als inspiriert. Nicht jeder muss gleich den BI-Bericht in der Payroll-Sitzung präsentieren. Manchmal reicht’s, wenn jemand sauber die Lohnfortzahlung bei Mutterschutz aufsetzt – und merkt, wenn ein Zuschuss vergessen wurde.

Markus: Genau das ist die Kunst: nicht alles machen, aber alles verstehen. Und dann Prioritäten setzen. Payroll ist kein Elfenbeinturm mehr – sie ist Teil der Unternehmenssteuerung. Wer weiß, wie sich ein Tarifwechsel auf die Rückstellungen auswirkt oder wie Kurzarbeit durch die SV-Schnittstellen läuft, ist kein Buchhalter. Der ist Business-Partner.

Kai (lacht): Also sind wir uns einig: Payroller 2030 ist keine Maschine – aber auch kein nostalgischer Taschenrechner. Sondern ein Profi mit Haltung, Überblick und einem verdammt guten Gespür für Timing.

Markus: Und im Zweifel mit dem Mut zu sagen: „Das erklär ich euch später – jetzt muss erstmal die SV-Abmeldung raus.“

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